Lebensraumroute Steinbruch

Das durchdringende Rattern der Presslufthämmer erfüllt zumindest wochentags die Luft und erinnert an den eigentlichen Zweck der Steinbrüche. Die Gewinnung und Verarbeitung von Sandstein. Sie hat eine jahrhundertealte Tradition im Naturpark Solling-Vogler.

Teile der in Betrieb befindlichen Steinbrüche an den Hannoverschen Klippen sind durch einen Wanderweg für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Wir laden Sie ein, den seltenen Lebensraum näher kennen zu lernen, der sich aus diesem Abbau ergibt.

Der Rote und Graue Wesersandstein (auch Solling-Sandstein) dient zum Verblenden von Mauern und Häusern und wird als gestaltendes Element im Garten- und Landschaftsbau genutzt. Dazu wird der Stein zunächst mühevoll aus dem Fels gelöst und später für seine eigentliche Bestimmung weiter verarbeitet. Bereits während des Betriebes und vor allem nach Beendigung des Abbaus entstehen mit den aufgelassenen Steinbrüchen wertvolle Sekundärlebensräume. Sie sind Rückzugsgebiete für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten.

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Vor etwa 225 Millionen Jahren, war diese Region Teil eines riesigen Sammelbeckens für Sand- und Schlammablagerungen. Im Laufe von Millionen von Jahren entstanden unter der Last von hohen, jüngeren Deckschichten aus den abgelagerten Lockergesteinen die heute als Festgestein vorkommenden Buntsandsteinschichten. Diese werden in drei Schichten eingeteilt, den „Unteren, Oberen und Mittleren Buntsandstein“, die in dieser Gegend in unterschiedlichen Mächtigkeiten von bis zu mehreren hundert Metern Stärke im Untergrund anstehen. Die als Bau-Sandstein genutzten Schichten werden aus dem „Mittleren Buntsandstein“ gewonnen.

Die Gewinnung des Gestein war von jeher eine schwere und Kräfte zehrende Arbeit, auch wenn sie heute durch Maschinen erleichtert ist.

Nachdem der Abraum (das ungeeignete Material) weggeschafft ist, wird mit dem Abbau begonnen — bis in eine Tiefe von über 30 Meter wird der Steinbruch dann ausgebeutet. Das nicht geeignete Material wird auf Halden geworfen, so dass sich im und um den Steinbruch herum nach und nach riesige Abraumhalden türmen.

Es gab Zeiten, da ging der Sandstein als Schiffslast bis in die USA. Die Legende berichtet, sogar im Sockel der Freiheitsstatue soll er verbaut sein. Bis in das 16. Jahrhundert war eine besondere Genehmigung beim Steinbrechen nicht üblich.

Heutzutage gibt es nur noch wenige Steinbruchbetreiber in der Region, und der Betrieb eines Steinbruchs bedarf eines sehr aufwendigen Genehmigungsverfahrens. Notwendigkeit und Umweltverträglichkeit werden untersucht. Dazu zählen eine detaillierte und weitsichtige Planung des Gesteinsabbaus, ein Lagerstättennachweis, Untersuchungen zur Flora und Fauna sowie ein fundiertes Konzept für die Folgenutzung.

Obwohl die steile Felswand lebensfeindlich erscheint, leben dort einige Tier- und Pflanzenarten. Kleine Risse, Spalten und Löcher in der Felswand ermöglichen die Ansammlung von Feinerde. Dort wachsen Kräuter und Gräser, die Trockenheit und Hitze ertragen. Farne und Moose besiedeln die extrem feuchten, beschatteten Felsseiten. Die glatte Felsoberfläche wird von Flechten überzogen.

Hier leben spezialisierte, gut kletternde Kleintiere, wie z.B. Mäuse. Vögel nutzen Spalten und Felsvorsprünge als Brutplätze, die Zwergfledermaus schläft tagsüber in schmalen Ritzen.

Nicht selten brütet nur wenige Meter von den lärmenden Presslufthämmern entfernt, unsere größte einheimische Eulenart, der Uhu. Er benötigt als Brutplatz Felswände oder schütter bewachsene Steilhänge mit freiem Anflug. Die Nds. Forstämter Dassel und Winnefeld haben in einigen Brüchen Brutmöglichkeiten für den Uhu an unzugänglichen Abbauwänden geschaffen.

Der Wanderfalke als direkter Konkurrent des Uhus nutzt diese Möglichkeit auch.

In den Pfützen der feuchten Steinbruchsohle findet die Geburtshelferkröte einen geeigneten Laichplatz. Sie bevorzugt flache, meist temporäre Pfützen.

Diese Wanderung führt Sie auf eine Halde bis in den Steinbruch hinein. Bitte bleiben Sie unbedingt auf den Wegen, da die Halde zu den Seiten hin steil abstürzt!

Vom gleichen Parkplatz startend, können Sie diese Wanderung sehr gut mit einer Wanderung zum so genannten Weser Skywalk kombinieren. Von einer Aussichtsplattform erwartet Sie dort ein herrlicher Ausblick auf das Wesertal und die umliegenden Mittelgebirge wie Solling und Reinhardswald.

Film: Lebensraum Steinbruch

Downloads

Hier können Sie den aktuellen Flyer und GPX-Daten zur Lebensraumroute downloaden. Mit GPX-Daten können Sie Ihr GPS-Gerät "füttern" und die Route bequem ablaufen.