Der Hutewald im Naturpark Solling-Vogler

Ein lichter Wald mit knorrigen alten Eichen, dazwischen offene Weideflächen, die von naturnahen Bächen durchzogen sind. Frühmorgens ziehen dichte Nebelschwaden durch das Tal, beeindruckend wechseln die urtümlichen Rinder und Pferde ihre Weidegründe. Das überregional bedeutende Hutewald-Projekt der Niedersächsischen Landesforsten ist ein besonderes Highlight im Naturpark Solling-Vogler und lädt Sie zum Kennenlernen ein!

Was für unsere Vorfahren ein gewohnter Anblick war, ist heutzutage selten geworden: Die Haltung von (Nutz-)Tieren im Wald. Denn genau das können Sie auf unserer Lebensraumroute Hutewald im Naturpark Solling-Vogler erleben- und das ohne Zaun zwischen Ihnen und den alten Nutztierrassen wie Auerochsen und Exmoorponys. Ziel des Projektes ist es unter anderem den Naturschutz, seltene Tier- und Pflanzenarten durch diese sehr schonende Art der Flächenbewirtschaftung zu fördern und langfristig zu erhalten.

Entwicklung des Projekts

Was im Jahr 2000 als Erprobungs- und Entwicklungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz zusammen mit der Fachhochschule Lippe-Höxter und dem Naturpark begann, wurde als Gemeinschaftsprojekt von den niedersächsischen Landesforsten, dem Umweltministerium Niedersachsen und dem Naturpark Solling-Vogler von 2005 bis 2013 fortgeführt.
Das Projekt entwickelte sich dank unterschiedlicher Förderer und einem professionellem Weide- und Tiermanagement bis heute zu einem der größten Eichen-Hutewaldprojekte in ganz Deutschland und wird seit 2014 von den Niedersächsischen Landesforsten getragen.

Hinweis

Die Mitnahme von Hunden ist im Projektgebiet Hutewald aus Sicherheitsgründen nicht gestattet. Wir bitten um Ihr Verständnis!

Grundinformationen zum Projekt

2014 wurde die Projektfläche von 180 ha um 43 ha erweitert. Die Niedersächsischen Landesforsten entwickeln in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde auf dieser Erweiterungsfläche, der sog. „Neuen Hute“ im Rahmen eines Kompensationsflächenpools eine halboffene Hutelandschaft. Da die Flächen in einem FFH- (Flora- Fauna- Habitat) und Vogelschutzgebiet liegen profitieren zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Auf der rund 3,4 km langen Tour (5,5 km mit Abstecher zum Aussichtsturm) entlang der Lebensraumroute, auf dem Rundweg „Ni2“ oder entlang des Weserberglandweges finden Sie zahlreichen Informationseinrichtungen. Zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt ist im gesamten Hutewaldprojekt ein Wegegebot einzuhalten. Mit etwas Glück können Sie von den Wegen aus einige der 30 Heckrinder oder 30 Exmoorponys entdecken, die zur Pflege der alten Hutewaldbestände eingesetzt werden. Einige der Hutewaldbestände mit knorrigen Eichen sind vor über 250 Jahren entstanden.

Exmoorponys

Die ursprünglich im Südwesten-Englands beheimateten Exmoorponys gelten als eine der ursprünglichsten Pferde Europas. Seit über 1000 Jahren leben sie, an das Leben in der freien Landschaft angepasst, in einem häufig feuchtkalten, windigen Klima. Ihre typischen Merkmale sind das helle Mehlmaul und die charakteristisch hellen Augenringe. Im Sommer tragen sie mittelbraunes, glattes und hart anliegendes Sommerfell. In der kalten Jahreszeit hingegen, wechseln sie zu einem Winterfell mit dicht isolierter Unterwolle und dunkelbraunem fettigem, wasserabweisendem Deckhaar. Sie sind dadurch besonders robust in Bezug auf Witterung. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass sie, angepasst an ihre Lebensweise, auch ohne fremde Hilfe fohlen können. Die Eigenschaft, dass Exmoorponys im Winter Nährstoffe aus verdorrtem Gras, Blätter, Zweigen du Baumbast beziehen können qualifiziert sie besonders zu einer Haltung im Hutewald. Zudem legen die Ponys eine dicke Fettschicht zum Winter hin an, sodass sie das ganze Jahr im Freien ohne Unterstützung durch den Menschen leben können.

Heckrinder/Auerochsen

Auerochsen, die man auch als die Urahnen der Hausrinder bezeichnen kann, bevölkerten die mitteleuropäischen Landschaften schon vor 250.000 Jahren. Das Heckrind ist eine Abbildzüchtung des bereits seit 1627 ausgestorbenen Auerochsen. Der Auerochse gilt als Stammvater der heutigen Hausrinder. Das heutige Heckrind ähnelt dem ursprünglichen Auerochsen sehr, ist jedoch deutlich kleiner.

Der Begriff Heckrind lässt sich auf die Gebrüder Heck zurückführen, die in den 1920 Jahren die Tiergärten von Berlin und München leiteten. Dort begannen sie mit der Kreuzung ursprünglicher Rinderrassen, mit dem Ziel, die Kreuzungen dem Erscheinungsbild des Auerochsen möglichst nahe zu kommen.

Man erkennt die Heckrinder im Hutewald an ihrem typisch weißbehaartem Maul.

Stiere sind meist schwarz und tragen einen hellgrauen Strich auf dem Rücken, den man auch als Aalstrich bezeichnet. Die Kühe hingegen sind schwarz bis rotbraun gefärbt. Ihr Fell ist den Jahreszeiten angepasst, so schützt sie ihr dickes Winterfell vor Kälte, während das deutlich dünner ausfallende Sommerfell an die höheren Sommertemperaturen angepasst ist. Ebenfalls typisch sind ihre weit ausladenden, geschwungenen Hörner. Mit einer Widerristhöhe von 142- 160cm und einem Gewicht von 700 bis 1000 kg sind die Stiere deutlich kräftiger gebaut als die Kühe. Diese wiegen zwischen 500 und 700 kg und weisen eine Widerristhöhe von 131 bis 140 cm.

Ähnlich wie die Exmoorponys sind auch sie in der Lage ohne fremde Hilfe zu kalben. Sie sind robust gegenüber Witterung und legen in der grünen Vegetationsperiode eine dicke Fettschicht an, um gut durch den Winter zu kommen. Im Kontrast zu den Exmoorponys benötigen sie jedoch Zufütterung (Heu) im Winter.